Ukraine, Polen, Rumänien, 2022 - heute.

Tagebuch Ukraine.

11. März 2022, Tom.

 

Einen wunderschönen saukalten (-10 Grad) guten Morgen aus Polen.

 

Zum ersten Mal bin ich in diesem schönen Land und bin begeistert, dass so viele Menschen die wir hier treffen, sich in irgendeiner Form um Ihre Nachbarn, die Ukrainer, kümmern. Insgesamt hat Polen bereits 1,3 Millionen Menschen willkommen geheißen. Das ist toll. Schade, dass das bei Flüchtlingen aus anderen Ländern nicht so ist.

 

Es ist klirrend kalt und da sind dann diese Gedanken. Ich schlafe in einem warmen Bett und die Kälte macht mir gar nichts.

 

Nur wenige Kilometer weiter müssen Tausende Frauen und kleine Kinder diese Temperaturen draußen aushalten.

 

Gestern haben wir uns mit einer Gruppe Polen getroffen, die eigentlich ein Musikfestival ausrichten. Was liegt näher als diese Struktur zu nutzen, um jetzt Hilfe zu organisieren.

 

Heute werden wir ihnen zwei Paletten Suppe und die nötigen Tools vorbei bringen und mit ihnen auf der ukrainischen Seite eine Suppenküche zu installieren.

 

Das geschieht mit euren tollen Spenden und bald haben die Menschen in der Kälte wenigstens eine warme Suppe.

 

Es gibt hier sehr viel zu tun und wir bleiben am Ball.

 

In den letzten Fotos könnt ihr erkennen, warum wir KEINE Kleiderspenden gesammelt haben und das auch nicht tun werden.

 

Weiter gehts und bitte, Wetter, mach es ein bisschen wärmer für die Menschen da draußen.

 

 

15. März 2022, Tom.

 

Bericht über die letzten beiden Tage unserer ersten Fahrt an die ukrainische Grenze. Die Ereignisse in der Ukraine überschlagen sich, am frühen Sonntag Morgen gab es zum ersten Mal Raketenbeschuss westlich der Stadt Lwiw, nur 25 km Luftlinie von unserer Unterkunft entfernt.

 

Zusammen mit unseren Partnern von 3Musketiere und LandsAid bauen wir jetzt die Logistik für unsere Projekte auf. Wir haben eine Lagerhalleangemietet und einen ukrainischen Flüchtling, der Russisch, Ukrainisch, Polnisch, Englisch und Deutsch spricht, angestestellt, der für uns übersetzen kann und uns die Kommunikation und den Kontakt mit den örtlichen Stellen erleichtert.

 

Das Frankenkonvoi Team kümmert sich zunächst um die Versorgung der Geflüchteten auf der ukrainischen Seite der Grenze, die dort viele Stunden in einer unglaublich langen Schlange stehen müssen. Dort ist bereits etwas Struktur mit großen Zelten entstanden, damit die Leute nicht in der Kälte stehen müssen. Ukrainische Freiwillige kochen dort auf kleinen Gaskochern und verpflegen die Menschen mit warmer Suppe, die Privatleute aus Polen vorbeibringen.

 

Mit unserer Instant-Suppe (keine Tütensuppe, sodern richtig nahrhafte und ganz leckere Katastrophennahrung) wird es den Ukrainern an den Kochtöpfen nun wesentlich leichter gemacht. Aus jeden Eimer werden mit 22 Liter kochendem Wasserinsgesamt 120 Portionen Suppe. Einfach und Effektiv. Insgesamt haben wir momentan Suppe für 18.000 Mahlzeiten im Lager stehen.

 

Bei unserer nächsten Fahrt kümmern wir uns um die Ausstattung der Suppenküche und besorgen Profikocher und weitere Materialien. In einem 80 km entfernten Großmarkt haben wir schon schnell Elektroheizplatten, Töpfe, Messer, Schneidbretter für die Versorgungsstelle im polnischen Warehouse besorgt.

 

An unserem Abreisetag halfen wir unseren Freunden noch den ersten Sattelschlepper voller mit Hilfsgütern aus Reutlingen zu entladen (42 Paletten). Danach ging es Samstag früh auf die 1100 km lange Heimreise.

 

Wir bereiten uns voller Elan auf die nächste Reise vor. Schon Ende der Woche wird sich ein neues Team des Frankenkonvoi auf den Weg machen.

 

Hilfst du mit?

 

 

18. März 2022, Tom.

 

Ihr Lieben,

morgen macht sich ein weiteres Team (Tom Geisbuesch und Katy Lam) auf die Reise zu unserem Ukraine-Projekt in Polen.

 

Die von uns beim letzten mal gelieferte Instant-Katastrophensuppe wird von den ukrainischen Helfern an der Grenze eingesetzt und auch sehr gut angenommen.

 

Arek, unser Kontakt im Warehouse in Polen, die täglich drei Lieferungen auf die Ukrainische Seite bringen, schreibt:

„Hi Tom, your Soup is used everyday, it`s working well at the border.“

 

Für alle Fürther*innen die sich hier in unserer Heimatstadt einbringen möchten, empfehlen wir diesen Termin:

https://www.fluechtlingshilfe-fuerth.de/koordinierungstreffen

 

 

06. April 2022, Tom.

 

Gestern haben unsere Freunde aus Arad (Rumänien) eine große Lieferung Lebensmittel an ukrainische Helfer übergeben.

 

Zwei Transporter voller Lebensmittel gingen u.a. an eine Versorgungsstelle für ukrainische Flüchtlinge und Familien mit Kindern in den Orten Stanislavic, Severinovca, Cerneatin, Slobotca, Jmerinca und in die Stadt Vinita.

 

Nach Vinita haben sich besonders viele Menschen aus den Gebieten um Charkow, Mariopol und Irpeni geflüchtet.

 

Besonders aus Irpeni hören wir ähnliche Berichte wie aus der Stadt Butscha.

 

Wir hoffen so sehr, dass sich die Lage für die Menschen in der Ukraine verbessert, gehen aber davon aus, dass dort lange Unterstützung nötig sein wird.

 

 

19. April 2022, Tom.

 

Die Großoffensive im Osten der Ukraine hat diese Nacht begonnen. Selbstverständlich bleiben wir weiter am Ball, auch mit unserer Facebook Spendenaktion.

 

 

16. Mai 2022, Tom.

 

Zusammen mit unseren guten Freunden Georg Jachan und Mela und Vale Hübner unterstützen wir schon seit Jahren Menschen in Rumänien. Seit Kriegsbeginn sind wir über Rumänien auch vom Süden her in der Ukraine aktiv. So haben wir euch im April berichtet, dass wir einen Geldbetrag für Lebensmitteleinkäufe zur Verfügung gestellt haben.

 

Dieses Mal planen wir eine gemeisame Reise in den Osten der Ukraine. Dafür haben wir sechs Paletten Sicca Food 50 (ca 36.000 Portionen Nudelsuppe) und 1.000 neue Verbandkästen bestellt.

 

Ausserdem haben wir noch zwei Paletten gesammelter Hilfsgüter dazu gepackt. Es gehen also insgesammt elf Paletten wichtiger Hilfsgüter über Rumänien direkt in die Kriegsgebiete!

 

Die Lieferung wurde zu unserem Partner https://www.lagoudakis-logistik.de/ versand und geht von da an ein Lager an der rumänisch-ukrainischen Grenze. Von dort werden Georg und ich (Tom), die Hilfsgüter in die Kriegsregion im Osten, zum tolle Netzwerk Georgs bringen.

 

Es ist außerdem geplant, einen Teil der Suppe nach Kharkiv zu scicken, wo sich unser Mirglied Nils befindet, und die dortige Feuerwehr unterstützt. Die Planungen laufen auf Hochtouren und wir geben euch Bescheid, sobald die Termine stehen.

 

 

 

28. Juni 2022, Tom.

 

Ankunft Wien. Erstes Etappenziel erreicht. Morgen weiter nach Rumänien und von dort in die Ukraine.

 

 

30. Juni 2022, Tom.

 

Ankunft Ukraine.

Wir verteilen ab heute eine LKW Ladung Nahrungsmittel und weitere wichtige Hilfsgüter in den Osten des Landes.

 

 

 

 

03. Juli 2022, Tom:

 

Die Eindrücke der letzten beiden Tage.

 

Das Leid in der Region Donbas ist unfassbar. Die Menschen sind gezwungen, unter permanentem Beschuss, in Ruinen zu hausen. Ohne die tägliche Versorgung der Freiwilligen wäre kein Überleben möglich.

 

Bitte helft uns zu helfen.

 

 

08. Juli 2022, Tom:

 

Eine ganz besondere Reise in die Region Donbas im Juli 2022.

 

Ein paar Tage braucht man, um das Erlebte zu verarbeiten und somit auch einen „ordentlichen“ Bericht abgeben zu können. Das ist nun geschehen und ich bitte euch zu lesen.

 

Zusammen mit meinen Freunden Valentin Hübner und Georg Jachan waren wir im Donbas, teilweise direkt in der Nähe der Frontlinie und unter Granatbeschuss, um den zurück gebliebenen Menschen zu helfen.

 

Die Versorgungslage ist katastrophal. 

 

Kein Wasser, kein Strom, kein Gas, das ist die Situation in der die Menschen „leben“.

 

In Ruinen, in Kellern, überall da, wo man vermeintlich ein wenig mehr Schutz hat, hausen Alte, Kinder und Zurückgebliebene unter permanentem Alarm und Atelleriebeschuss.

 

Durch unser Netzwerk können wir die Verteilungen bis in die Dörfer nahe der Kampflinie realisieren. Wir werden begleitet und haben damit einen gewissen Schutz durch das Militär.

 

Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen, haben wir das große Glück, dass zwei Drohnen, die GPS Koordinaten an die russische Artillerie weiter geben, nur wenige hundert Meter hinter uns abgeschossen werden.

 

Die zurückgebliebenen Menschen ertragen, im Gegensatz zu mir, selbst bei der Verteilung stattfindenden Beschuss stoisch ruhig. 

 

Wie überall im Land, wenn wir Zwischenstation in Städten machen, beobachten wir eine scheinbare Gelassenheit. Niemand zuckt wenn es Fliegeralarm gibt. Die Menschen versuchen so gut es geht ein „normales Leben“ zu leben. Für mich wirkt das alles völlig Surreal. Unsere Warnapp zeigt uns das Kriegsgeschehen und wird permanent aktualisiert. Das interessiert aber scheinbar niemanden und alles läuft seinen Weg.

 

Wir bringen insgesamt 6 Paletten Katastrophennahrung von Sicca in die Dörfer an der Front. Eine unfassbare Hilfe, wie uns unsere Kontakte sofort bestätigen. Unter den dort vorherrschenden Umständen kann man selbst mit einer Feuerstelle Wasser zum kochen bringen und sofort hat man eine sehr Nahrhafte Nudelsuppe, die man auch mit Würstchen oder sonstigen Zutaten ergänzen kann.

 

Weiterhin werden unsere 1000 Verbandkästen verteilt. In der Ukraine, können wir durch eine Großspende der Gemeinde Adelsdorf-hilftf durch Bürgermeister Karsten Fischkal, die uns einen Tag vor Abreise übergeben wurde, noch Lebensmittel in der Ukrainischen Metro zukaufen.

 

Erweitert wird die Menge an Hilfsgütern durch die Zulieferung durch Valentin, aus dem Lager in Rumänien und Österreich, bei unserem guten Freund und „leader of the pack“ Georg Jachan.

 

Die Strukturen, die von Valentin und Georg seit beginn des Völkerrechtswidrigen Einmarsches durch Putin in die Ukraine aufgebaut haben, sind Hilfreich, Nachhaltig und geben uns überhaupt erst die Möglichkeit, bis in die umkämpften Gebiete zu gelangen. 

 

Was habe ich mitgenommen?!

Zunächst einmal bin ich zu tiefst Dankbar und Demütig, dass wir, durch unser Netzwerk geschützt, effektiv helfen konnten. 

 

Für die Zukunft gibt es schon viele Pläne und es wird auch weiterhin nötig sein, die Ukraine zu unterstützen. Einen Teil der Geldspende aus Adelsdorf haben wir Bar an 3 vertrauensvolle Kontakte übergeben, die damit in naher Zukunft weitere Einkäufe realisieren können (Fotos folgen).

 

Eines ist uns definitiv klar geworden. Auch wenn hier bei uns im Westen teilweise darüber „diskutiert“ wird, einen sofortigen Waffenstillstand einzuleiten, da das Leid der Menschen im Krieg gestoppt werden müsse. So ist dieser Gedanke, hat man mit den Menschen hier gesprochen, so dermassen abwegig, dass diese „Ideen“ an der Ukrainischen Realität vollkommen vorbei gehen. Hier „kämpft“ jeder, bis unter die Haarspitzen motiviert, an allen „Fronten“ um die Ukraine vor ihrem Untergang zu retten. Egal ob im tatsächlichen Kampfgeschehen oder in der humanitären Hilfe, das Land steht zusammen. Jeder und Jede den wir getroffen haben, fühlen sich als Europäer. Das soll die Zukunft des Landes sein, der Wille des Volkes wird ganz klar definiert.

 

Eine der wichtigsten Erfahrungen, die ich durch diesen Trip lernen konnte, ist die Tatsache was Krieg mit einem macht. Unterstütze ich schon seit 7 Jahren Menschen die aus Kriegsregionen fliehen müssen, so muss ich nun, da ich Granatbeschuss, Bedrohung durch Drohnen, Raketenangriffe etc. selbst erlebt habe, meinen tiefsten Respekt allen Geflohenen gegenüber zollen!

 

Bei meinem ersten Fliegeralarm in der Ukraine, bin ich leicht panisch nach draußen gelaufen, um zu sehen, was denn nun zu tun sei. Mein lieber Freund und selbst Kriegsflüchtling aus Aleppo Maher war derjenige, der mich in dieser Situation aus der Ferne „beruhigen“ konnte. Er schrieb mir, dass ich mir keine Sorgen machen müsse. Er hätte in Aleppo unter Granat- und Bombenbeschuss studiert!

 

Liebe Geflohene, ich verstehe euch nun um so besser, wäre ich doch schon beim ersten Alarm am liebsten weggerannt!

 

Und eins könnt ihr Menschen in Not da draussen mir glauben. Die Motivation weiter zu „kämpfen“ hat sich noch einmal gesteigert.

 

 

 

10. Juli 2022, Tom:

 

Durch die Großspende unserer Freunde von Adelsdorf-hilft, konnten wir in der Ukraine weitere Lebensmittel und Hygieneprodukte zukaufen.

 

Weiterhin haben wir an drei vertrauensvolle Kontaktpersonen ein Budget ausgezahlt, damit weiterhin nach Bedarf in den Dörfern an der Frontlinie geholfen werden kann.

 

Gemeinsam schaffen wir was!

 

 

18. Juli 2022, Tom:

 

Unser Netzwerk in der Ukraine arbeitet unermüdlich. Täglich fahren unsere Freunde zu den Menschen und geben alles. Ein paar Euros unseres Bar Budgets sind noch vorhanden aber wir müssen weiter machen.

 

Die Nachrichten häufen sich, dass der der russische Despot seine Truppen zu weiteren Offensiven konzentriert. Laut Selesnski (Quelle Heute-Journal) wurden hunderte von Raketen von den Russen losgeschickt, so dass man nicht alle Ziele genau benennen kann.

 

Wir müssen, auch wenn es uns allen noch so schwer fällt, versuchen so viel Geld zu schicken, wie wir nur können.

 

Bitte helft weiter, jeder kleine Tropfen zählt!

 

 

Mehr Berichte zu diesem Thema findet ihr unter der Kategorie „Ukraine“.

Fotos: Privat

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