6 FRAGEN AN TOM GEISBÜSCH

Warum hast du den Frankenkonvoi gegründet?

Meine Haupt-Triggerpunkte, die mich im September 2015 auf den Balkan, an die Serbisch-Kroatische Grenze, fahren ließen:

Schon Anfang 2015 habe ich anlässlich meines Geburtstages im Februar meinen Gästen die Losung „Spenden statt Geschenke“ ausgegeben. Als ich dann die gesammelten Sach- und Geldspenden in der damaligen Erstaufnahme, im ehemaligen Möbelhaus Höffner in Fürth, abgeben wollte, musste ich mich an eine lange Schlange anstellen. Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung war beeindruckend. Im Septemeber sah ich dann schlimme Bilder und Videos von der Grenzschließung Ungarns zu Serbien. Man schoss mit Gummigeschossen und Tränengas auf die Geflohenen. Dies ließ mir keine Ruhe mehr und so machte ich mich am nächsten Tag, dem 18.09.2015, auf den Weg nach Kroatien.

Rumänien by Jonathan_ - 196

Wie viele Leute stecken hinter dem Verein?

Der Frankenkonvoi hat mittlerweile etwas mehr als 50 Fördermitglieder und immer wieder wechselnde freiwillige Helfer. Die virtuelle Community ist bei weitem größer (circa 2500 Follower bei Facebook und knapp 500 bei Instagram) und somit auch erfolgreich im Netzwerken und Spenden sammeln.

Wie habt ihr es zu Beginn geschafft, an Spenden zu kommen und bekannt zu werden?

Über eine von mir erstellte Facebook Fanpage, die auch heute noch unseren Blog darstellt.

Wohin ging die erste Tour? Welche Erfahrungen hast
du dabei gemacht?

In den kleinen, kroatischen Grenzort Tovarnik, direkt an der Grenze zu Serbien (Sid). Es steckten dort circa 2000 bis 3000 Menschen fest, die von der Regierung später mit Zügen zur slowenischen Grenze transportiert wurden. Über 300 Freiwillige und die Menschen aus dem Ort Tovarnik (selbst vor Jahren Betroffene des so genannten Jugoslawien Krieges) versorgten die Geflohenen, so gut es eben ging, mit dem Nötigsten. Essen, Kleidung, Zelte und Schlafsäcke. Es war zu wenig für alle, daher konzentrierten wir uns auf die Frauen und kleinen Kinder.

Rumänien by Jonathan_ - 164

Was war bisher dein prägendstes Erlebnis?

Nachdem die Menschen aus dem Ort Tovarnik von kroatischen Offiziellen mit Bussen wieder zurück nach Serbien gebracht wurden, waren wir Freiwillige arbeitslos. Jedoch schlossen die Kroaten ihre Grenze und die Serben ließen sie offen. (Man wollte und will das noch immer so: die Menschen los werden!). Dies führte dazu, dass etwa 2000 Menschen mehr als 48 Stunden im Niemandsland, zwischen ungeräumten Minenfeldern des Krieges „gefangen“ waren. Mit einer Handvoll Freiwilliger schaffte ich es mit meinem Van, ins Niemandsland zu kommen. Mit einem schnell besorgten Pavillion in dem Örtchen Sid auf Serbischer Seite, bauten wir so eine “Essensausgabe“ auf.

Der Druck der Menschen war immens, da wir hier noch viel weniger Hilfsmittel zur Verfügung hatten, als vorher in Kroatien. Wir waren froh, als sich ein Syrer zu uns gesellte, der nur mit Shorts und Badeschlappen die ganze Nacht – so gut es ging – half. Nach über 16 Stunden hatten wir am Morgen nach einer sehr kalten Nacht eine kleine Pause.

Mustafa, der es die Nacht über geschafft hat, mit einer Engelsgeduld seine Landsleute einigermaßen zu beruhigen, erzählte mir dann mit Händen und Füßen (er sprach weder Englisch noch konnte ich sein arabisch verstehen), dass er aus Aleppo geflohen sei, nachdem seine Familie, bestehend aus 5 Kindern und seiner Frau, von der Terrorgruppe des so genannten Islamischen Staates getötet wurden.

Diese Geschichte hat mich nicht nur zu tiefst schockiert und sofort zum Weinen gebracht. Es war für mich schier unverständlich, wie ein Mensch, der dieses Leid durchlebt hat, mit einer solchen Güte und Ruhe die ganzen Stunden mit mir arbeitete und jegliche Hilfe, die ich ihm anbot (vor allem Kleidung), immer mit einer Geste zu „den Anderen“ verweigerte.

Du bist auch oft in Schulen unterwegs. Was gibst du den Schülern auf dem Weg mit?

Hauptthema meiner öffentlichen Auftritte ist, egal ob in Schulen oder sonstigen Veranstaltungen, die Solidarität. Ich selbst, der sich ohne Ausbildung und mit sehr viel Angst auf den Weg gemacht hat, soll Beispiel sein. Ich erkläre, vor allem den Jüngeren, dass man an sich glauben muss und vor allem sich mit Menschen zusammen schließen muss. Egal welcher Herkunft oder Religion, denn, wir sind alle Menschen auf dem gleichen Planeten!

FRANKENKONVOI E. V.

Tom Geisbuesch
Mathildenstr. 28
90762 Fürth

Telefon: +49 171 5747770
E-Mail: kontakt@frankenkonvoi.de

SPARKASSE FÜRTH

IBAN: DE36 7625 0000 0040 8462 89
BIC: BYLADEM1SFU 

PAYPAL

Nach oben scrollen
Scroll to Top